Muss man Luxemburgisch sprechen um in Luxemburg zu arbeiten?

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Es ist zweifellos die erste Frage, die all jene sich stellen, die soeben ihre erste Arbeitsstelle in Luxemburg gefunden haben. Es stimmt, dass die Sprachenlage angesichts der geringen Größe des Landes einmalig ist. Man spricht dort täglich drei Sprachen und manchmal mehr.

Von den 459.000 Einwohnern in Luxemburg sind 180.000 Ausländer, zu denen etwa 130.000 französisch- oder deutschsprachige Grenzgänger hinzukommen, die jeden Tag aus Deutschland, Belgien und Frankreich einreisen. Somit kann der Anteil der Ausländer die 50-Prozent-Marke erreichen.

In Luxemburg ist die Vielsprachigkeit seit 1984 gesetzlich geregelt. Luxemburgisch, „Lëtzebuergesch“, ist die Landessprache, Französisch ist die Sprache der Gesetzgebung, und Französisch, Deutsch und Luxemburgisch sind Verwaltungs- und Gerichtssprachen.

Zu dieser Dreisprachigkeit, die nur die Einheimischen beherrschen können, kommen die Muttersprachen der Ausländer hinzu.

Ist Luxemburgisch nützlich im Arbeitsleben?

Luxemburgisch wird selbstverständlich von den Einheimischen in ihrem Familien- und Gesellschaftsleben gesprochen. Aber wie ist das in den Unternehmen?

Luxemburgisch bleibt allgemein die erste Sprache der Beschäftigten, die es zu 48% benutzen. Französisch folgt unmittelbar. In Wirklichkeit muss man zwischen den Beschäftigten des Privatsektors und des öffentlichen Dienstes unterscheiden. Im öffentlichen Dienst benutzen 81% der Angestellten Luxemburgisch als Hauptsprache vor dem Französischen und dem Deutschen. Im Privatsektor dagegen werden Luxemburgisch und Französisch gleichermaßen zu etwa 40% gesprochen.

Außerdem muss man die Staatsangehörigkeit der Angestellten berücksichtigen. 70% der Luxemburger verständigen sich auf Luxemburgisch, während die Ausländer Französisch bevorzugen (54%), gefolgt von Luxemburgisch, Englisch, Portugiesisch (etwa jeder 10. Beschäftigte) und schließlich Deutsch und Italienisch (6% bzw. 2%).

Und die zweite Sprache?

Nur 15% der ausländischen Beschäftigten benutzen Luxemburgisch als erste Sprache am Arbeitsplatz und bei denen, die dort wenigstens zwei Sprachen benutzen, liegt der Anteil des Luxemburgischen nur bei 22%.

Und dann gibt es noch eine Trendwende. Englisch ist die Sprache der Geschäfts- und Finanzwelt geworden und bestimmt die Sitzungen von Personen unterschiedlicher Nationalität. Im Jahr 2002 hatte Premierminister Jean-Claude Juncker vorgeschlagen, die Integration der Arbeitnehmer in Luxemburg zu verbessern und das Erlernen der luxemburgischen Sprache zu fördern. Aber dieser Vorschlag wurde schnell fallengelassen, da die ausländischen Arbeitnehmer nur geringes Interesse am Erlernen einer Sprache zeigten, die ihnen in den meisten Fällen nur sehr wenig nützlich gewesen wäre.

Die Herkunft der Beschäftigten, ihr Wirtschaftssektor oder die Herkunft ihres Unternehmens sind also die Kriterien, die den Sprachgebrauch im Unternehmen bestimmen, und es ist selbstverständlich, dass man wenigstens zwei Sprachen beherrscht, um in Luxemburg zu arbeiten.
Quelle: Studie von CEPS/INSTEAD, veröffentlicht 2006.
Sophie Sellier
Deutsche Fassung: Robert Mouris