Wenig attraktive Anfangsgehälter für Lehrerberufe

Eine kürzlich veröffentlichte europäische Studie informiert über die Gehaltsunterschiede bei Lehrerberufen und stellt fest, dass die in Luxembourg tätigen Lehrer zu den am besten bezahlten Lehrern gehören.

Am 5. Oktober wurde auf Initiative der UNESCO der Weltlehrertag begangen. Anlässlich dieses Ereignisses erfolgte – wie dies jährlich seit 1994 üblich ist – eine Würdigung der « Lehrerberufe und der wichtigen Rolle, die sie im qualitätsorientierten Erziehungswesen auf allen Ebenen spielen », wie die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur betont.

Die Studie des Jahres 2011 befasst sich hinsichtlich der Lehrer mit der Gleichstellung von Frauen und Männern. « Trotz der Tatsache, dass im Lehrerberuf zahlreiche weibliche Personen beschäftigt sind, bleibt die ungleiche Bezahlung weiterhin ein grundlegendes Problem. Selbst dann, wenn auf Seiten der Politik in vielen Staaten auf Gleichbehandlung von Frauen und Männern zielende Maßnahmen realisiert werden, verfehlt man diese Zielsetzungen weiterhin, » erläutert die UNESCO.

Aus diesem Anlass veröffentlichte das Bildungsinformationsnetz Eurydice (unter der Schirmherrschaft der Europäischen Kommission) seinerseits einen Bericht, in dem die Gehälter der Lehrer und Schulleiter des öffentlichen Bildungswesens in den 27 EU-Mitgliedsstaaten verglichen werden; einbezogen wurden zudem die Daten aus Island, Liechtenstein, Norwegen und die Türkei. Die von diesen Staaten übermittelten Daten betreffen das Schuljahr 2009/2010 und beziehen sich auf das Bildungswesen, vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe II. In der Europäischen Union sind sechs Millionen Lehrer tätig.

Die Studie bemerkt einleitend, dass die Einstiegsgehälter der Lehrer nach wie vor wenig attraktiv seien: « In fast allen europäischen Ländern liegen die Bruttogehälter der Lehrer am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn unterhalb des BIP pro Einwohner. Sofern man einige sehr wenige Mitglieds-staaten unberücksichtigt lässt, so erreichen die Lehrer am Ende ihrer beruflichen Laufbahn nicht einmal den doppelten Wert, » hebt die Studie hervor.

Die besten Gehälter werden in Luxembourg gezahlt

Nach Angaben der Verfasser befinden sich in der Europäischen Union die am besten bezahlten Lehrer in Luxembourg, in Dänemark und in Österreich; in Bulgarien und Rumänien tätige Lehrer werden dagegen am schlechtesten bezahlt. Die luxemburgischen Lehrer erhalten ein Durchschnitts-jahresgehalt von etwa 88.000 €; das Arbeitsentgelt ihrer Sekundarstufen-Kollegen beträgt etwa 101.500 €. Damit liegen sie innerhalb der Europäischen Union diesbezüglich an der Spitze. In Bulgarien beläuft sich das Durchschnittsjahresgehalt für Lehrer des Grundschulbereichs und des höheren Schulwesens auf maximal 4.300 €. Das durchschnittliche europäische Jahresgehalt im Grundschulbereich liegt bei 21.500 € und 23.100 € für die Sekundarstufe.

Für die meisten Lehrerberufe zeigten sich bisher keine Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Viele europäische Regierungen haben trotz der Rezession die Gehälter ihrer Lehrer den ansteigenden Lebenshaltungskosten angepasst. Lediglich Bulgarien, Griechenland, Italien und Rumänien ließen 2009-2010 die Lehrergehälter unverändert. Die letztmalige Erhöhung in Luxembourg erfolgte 2008-2009. Ein luxemburgischer Lehrer benötigt außerdem 25 Jahre, um das vom Entgeltsystem vorgesehene Maximaleinkommen zu erreichen.

Arbeitsentgelt unterhalb des nationalen BIP-Wertes/pro Einwohner

Der Eurydice-Bericht weist allgemein nach, dass die große Mehrheit der europäischen Lehrer zu Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit ein Brutto-Grundgehalt erhalten, das unterhalb des nationalen BIP-Wertes pro Einwohner liegt; Ausnahmen bilden Deutschland, Spanien und Portugal. Die in Zypern, Portugal und Rumänien tätigen Lehrer können ihr Basisgehalt im Laufe ihres Berufslebens verdoppeln. Doch selbst diese benötigen bis zum Erreichen des Gehaltsskalen-Endes mehr als zwanzig Jahre, hebt die Studie hervor.

Zum Grundgehalt kommen in den meisten europäischen Ländern vielfältige Zusatzzahlungen; «aber lediglich für die Hälfte derselben gilt, dass die spezifischen Zusatzzahlungen die höhere berufliche Qualifikation oder herausragende Unterrichtsqualität vergüten,» relativiert das europäische Informationsnetzwerk hinsichtlich der Schulsysteme der Europäischen Union. Aufgrund dieser finanziellen Gegenleistung liegt das Jahresgehalt der Lehrerkräfte durchschnittlich über dem Wert der letzten Gehaltsstufe, und zwar gilt dies für Dänemark (61.804 €), Griechenland (22.817 €), Finnland (44.775 €) und Großbritannien (35.580 €).

Stabile Kaufkraft?

«Im Jahr 2009 blieb die Kaufkraft der in europäischen Schulsystemen tätigen Lehrer allgemein stabil. Die Wirtschaftskrise des Jahres 2010 wirkte sich nur ein einigen Ländern auf die Gehaltszahlungen aus (dies gilt für Irland, Griechenland, Spanien, Lettland und Rumänien). Im gleichen Zeitraum hoben die Niederlande und Polen die Gehälter ihrer Lehrer an, » so der Bericht. Dennoch könnten sich die kürzlich beschlossenen oder künftigen staatlichen Sparmaßnahmen auf die Lehrergehälter und allgemein auf die Bildungsausgaben auswirken, prognostiziert die Studie. Für zahlreiche europäische Regierungen liegt das Bildungswesen dennoch nach wie vor im Zentrum ihrer Reformprogramme.
Das auf Informationen und Daten der europäischen Bildungssysteme spezialisierte Bildungsinformationsnetzwerk Eurydice analysiert auch diese Systeme und auch die diesbezüglich umgesetzten Politiken. Es umfasst derzeitig 37 nationale Kontaktstellen, die sich in 33 Staaten befinden, die am Programm der Europäischen Union in den Bereichen von Erziehung und am Programm Lebenslanges Lernen teilnehmen; (es handelt sich um die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, die EFTA-Länder, Kroatien und die Türkei); es wird durch die Exekutivagentur «Bildung, Audiovisuelles und Kultur» der Europäischen Union koordiniert und gemanagt, die für seine Veröffentlichungen zuständig ist und die Datenbanken erstellt.

Walter Fries